Bergkönig Ebersteinburg 2015

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© Toni Stubenrauch

Nachdem ich das Bergzeitfahren der RSG Ried Rastatt hinauf nach Ebersteinburg in den vergangenen beiden Jahren für mich entscheiden konnte, wollte ich dort auch in diesem Jahr am Start stehen. Infolge der Operation im Juli und zwei lästigen Infekten war ich mit meiner Form im Vorfeld jedoch alles andere als zufrieden. Doch rechtzeitig vor der Veranstaltung zeichnete sich zumindest ein vorsichtiger Aufwärtstrend ab. So lautete mein Plan, mit wehenden Fahnen unterzugehen. Druck, den ich im letzten Jahr sowohl mental als auch auf dem Pedal hatte, verspürte ich in diesem Jahr nicht.

Wie üblich blies mir auf dem Weg zum Start der Wind ins Gesicht, aber ich fand mich trotzdem guter Dinge pünktlich dort ein. Ein Journalist einer lokalen Zeitung wollte noch kurz ein Interview mit dem Vorjahressieger samt einer ehrlichen Antwort auf die Frage nach meiner Zielsetzung, die er auch bekam: „Wenn ich oben kotzen gehe, dann war es ein gutes Rennen.“ Höflicherweise nötigte ich mir danach noch ein paar Sätze ab, die man dem geneigten Leser eher zumuten kann und gab eine kurze Einschätzung meiner Form, der Konkurrenz sowie der Strecke zum Besten.

Da ich meinte, dieses Jahr alle Register ziehen zu müssen, um mich nicht zu blamieren, hatte ich mich am Vortag noch mit einem koffeinhaltigen Energiegel ausgerüstet und ein sinnvolles Programm zur Vorbelastung absolviert. Dadurch, dass ich „just-in-time“ zum Start kam, blieb auch beinahe keine Zeit, sich den Kopf über die Konkurrenz zu zerbrechen, die höchst professionell auftrat. Einmal mehr half mir die alte Linkenheimer Radsportweisheit „Wenn’s was druff hasch, macht dir’s nix aus.“ Ich bewahrte zumindest äußerlich die Ruhe. Außerdem hatte ich natürlich die sauberste Kette aller Starter vorzuweisen und würde zumindest diese Sonderwertung für mich entscheiden.

Pünktlich drei Sekunden vor meinem Start, meinte dann ein besonders freundlicher Autofahrer, dass er trotz eines abwärts entgegenkommenden Wagens an der Reihe der auf ihren Start wartenden Fahrer vorbeifahren müsste, um sich ganz vorne einzureihen und anzuhalten. Leider hatte ich gerade keine Zeit und keine Trinkflasche mit klebrigem Inhalt, um mich angemessen bei diesem Sportfreund zu bedanken. Ich quetschte mich an der elenden Karre vorbei und widmete mich schnell dem Ausquetschen meiner Beine. Leider kam ich zunächst nicht in den Rennmodus. Ich tat trotzdem mein Möglichstes, um den Berg nicht rückwärts wieder herunterzurollen, musste mir jedoch eingestehen, keine gute Figur abzugeben.

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Der Endspurt. Bild: Christian Veit

Auf der Kuppe des ersten der beiden Teilanstiege des Rennens hatte ich den Fahrer, der eine Minute vor mir auf die Strecke gegangen war, zumindest beinahe eingeholt und erste Anzeichen des Rennmodus setzten ein. In der Abfahrt kassierte ich meinen Kontrahenten deshalb auch ein und ging mit gestärktem Selbstvertrauen in den zweiten Teilanstieg. Dieses wurde weiter gestärkt, als ich registrierte, dass mir der soeben überholte Fahrer überhaupt nicht folgen konnte. Insgeheim hatte ich gehofft BW, der zwei Minuten vor mir auf die Strecke gegangen war, noch mit einem „Look“ im überheblich-großkotzigen Stile Armstrongs bestrafen zu können. Doch dafür war ich erwartungsgemäß einerseits viel zu langsam unterwegs und andererseits auch viel zu fertig. Meine Beine brannten schon am Fuße des letzten Steilstückes und ganz oben sah ich BW gerade leichtfüßig um die Kurve fahren. So blieb es dabei, dass ich weiter meinen Rhythmus fuhr und leider auch im oberen Teil der Strecke nicht mehr beschleunigen konnte.

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Geschafft. Bild: Toni Stubenrauch

Mein Tagesziel, im Ziel kotzen zu müssen, verfehlte ich denkbar knapp. Und so dauerte es doch ein bisschen, bis ich mich wieder ohne Grunzlaute verständigen konnte und meine Mundpartie von allerlei Körperflüssigkeiten gereinigt hatte.

BW erzählte mir im Ziel, dass auch AC am Start gewesen sei. Hätte ich das nur schon am Start gewusst, wäre der Rennmodus sicherlich früher angesprungen. Denn schneller als AC zu fahren, ist einfach alternativlos. Nun konnte ich nur hoffen, dass es gereicht hatte. Meine Zeit war etwas langsamer als in den Vorjahren. Aber angesichts meiner Vorbereitung war ich doch zufrieden mit meiner Leistung.

Gemeinsam mit BW und TS, den im Vorfeld als Favoriten ausgemacht hatte, ging ich mich ausfahren. Ich wusste nun bereits, dass ich zumindest schneller als TS gefahren war. Die bange Frage, wer das Rennen gewonnen hatte, wurde schlussendlich bei der Siegerehrung geklärt.

Ich war zwar schnellster Teilnehmer der Herrenklasse gewesen und hatte AC um fünf wertvolle Sekunden hinter mir gelassen, aber ein fanzösischer Juniorenfahrer war satte 22 Sekunden schneller gefahren und gewann das Rennen in überlegener Manier. Eine beeindruckende Leistung eines sympathischen, (äußerlich) unscheinbaren Nachwuchssportlers. Ich war meinerseits jedoch auch nicht enttäuscht und machte mich zufrieden auf dem Heimweg.

Die Ergebnisse und Bilder der Veranstaltung gibt es auf der Internetpräsenz der RSG Ried Rastatt.

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