Am Dienstagabend war ich zu einem ausgesprochen leckeren Crêpes-Schlemmen eingeladen, das geschmacklich leider noch vor dem Nachtisch in ein handfestes Desaster umschlagen sollte. Die Gastgeber hatten auf Anraten eines Kochs chinesischen Knoblauch gekauft. Dieser soll einerseits ein dem herkömmlichen Knoblauch ebenbürtiges Geschmackserlebnis bieten andererseits soll man im Anschluss seinen Genuss jedoch keinen unangenehmen Körpergeruch verströmen. Eine steile These, wie ich fand.
Da ich noch etwas Halsweh hatte und Knoblauch in der traditionellen Medizin und bei Superfood-Enthusiasten als besonders wirksames Heilmittel gegen sämtliche Leiden geschätzt wird, wollte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und sowohl meinen Infekt besiegen, als auch im Dienste der Wissenschaft feststellen, ob der Knoblauch das Versprechen nach weniger unangenehmem Körpergeruch hält. Großspurig kündigte ich an, eine Zehe des Knoblauchs roh zu genießen und willigte ein, im Anschluss über den Ausgangs des Experiments Bericht zu erstatten.
Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Chinesischer Knoblauch wird auch Soloknoblauch genannt, weil eine Knolle keine einzelnen Zehen besitzt. Ich hielt mich aber einmal mehr an die alte Weisheit „Wenn’d was druff hasch, macht dir’s nix aus.“ Voller Vorfreude darüber, dass ich am nächsten Tag vollkommen genesen Bäume ausreißen würde, belegte ich mir ein Brot mit den Scheiben einer Knolle, die in ihrer Größe (gütigerweise) nur einer sehr großen Walnuß gleichkam.
Den Vergleich zur Schärfe normalen Knoblauchs kann ich nicht ziehen, aber ich empfand den Soloknoblauch als wahrlich scharf genug. Der Versuch wurde fotografisch festgehalten und die Bilder sprechen für sich.
Ich empfehle Anwendern des Soloknoblauchs sich an die üblichen Mengen zu halten. Meine weiteren Speisen gingen fortan leider geschmacklich vollkommen unter, aber eine wohlige Wärme aus meinem tiefsten Inneren durchströmte mich.
Auch das Frühstück am nächsten Morgen war geschmacklich noch etwas beeinträchtigt, obwohl ich zur Feier des Tages sogar meine Zahnbürste für meine Zähne anstatt zur Reinigung meiner Kette zweckentfremdet hatte. Leider war mein Infekt auch nicht vollständig verschwunden.
Blieb zumindest die Hoffnung, dass ich nicht durch den typischen Knoblauchgeruch gebrandmarkt sein würde. Als Probanden erachtete ich meine Arbeitskollegen als repräsentative Stichprobe. Zumindest mein Zimmerkollege schien doch erheblich unter meinen Ausdünstungen zu leiden. Um endgütlig festzustellen, ob man nach dem Geruch herkömmlichen Knoblauchs noch penetranter duftet, müsste das Experiment natürlich mit ebensolchem Knoblauch und denselben Probanden wiederholt werden. Leider wurde ich eindringlich dazu angehalten, derlei Experimente zukünftig nicht zu wiederholen, sodass ich die Antwort auf diese Frage leider schuldig bleibe. Ich gehe jedoch davon aus, dass der Geruch im Falle herkömmlichen Knoblauchs penetranter ist. Ein eher knoblauchaffiner Kollege nahm nämlich keinen unangenehmen Geruch wahr.