Im Laufe der Woche hatte ich mich auf guten Rat von BW und DD hin, dazu entschieden, am Radmarathon Les Trois Ballons in den Vogesen teilzunehmen. Nach einer eher späten Anreise und dem obligatorischen Stopfen am Vorabend, das im Wesentlichen aus einer Pizza sowie einer Portion Nudeln bestand, folgte eine mehr oder weniger durchwachte Nacht in einem malerisch an einer Schnellstraße gelegenen Hotel, das überdies mit Raumtemperaturen im tropischen Bereich überzeugen konnte. Zumindest ließ das Frühstück (morgens um 5:00 Uhr ) keinerlei Wünsche offen. Nach einer Handvoll Croissants, einigen Crêpes und dem als Feigenblatt der fundierten Sporternährung missbrauchten Müsli, fühlte ich mich ausreichend gestärkt, um meinen ersten Radmarathon in Angriff zu nehmen.
Aufgrund der äußerst sorgfältigen und langfristigen Planung, meldete ich mich exakt 15 Minuten vor dem offiziellen Start an und nahm sogar vier Minuten vor selbigem unauffällig einen Platz in der 2000. Startreihe ein. Herr BW stand bedeutend weiter vorne, was unserem Vorhaben, gemeinsam unterwegs zu sein, leider etwas abträglich war. Um trotzdem irgendwie zusammen zu fahren, entschloss ich mich dazu, alle guten Vorsätze es ruhig angehen zu lassen, über Bord zu werfen. Leiden würde ich am Ende so oder so, lautete die Begründung dafür, die zumeist flachen ersten 20 km mit einem Schnitt von ca. 42 km/h an unzähligen Leuten vorbeizufahren, die meiner Meinung nach hinter mir hätten starten sollen. Zumindest war ich bereits gut aufgewärmt, als ich in den steilen Stücken des ersten Anstieges endlich BW einholte. Frohen Mutes, dass wir von nun an gemeinsam ins Ziel fahren würden, nahm ich die Abfahrt in Angriff.
Leider ereilte mich just am Ende selbiger ein Plattfuß. Als ob es nicht genügen würde, dass ich von Kindesbeinen an mit zweien davon ausgestattet bin.
Herb enttäuscht machte ich mich daran, den Defekt zu beheben und schwor mir zum (nachgezählt) 57. Mal meine Minipumpe direkt nach der Zielankunft endgültig zu entsorgen, um anschließend nach einem brauchbaren Modell Ausschau zu halten. Zum Glück war in Laufweite am Straßenrand eine alte Dame postiert, die für andere Teilnehmer Trinkflaschen bereithielt und überdies eine Standpumpe in ihrem Auto hatte, die ich nutzen durfte. In ewiger Dankbarkeit vermachte ich ihr eine meiner drei Trinkflaschen. Besonders bitter war, dass nun wieder all jene Teilnehmer an mir vorüberfuhren, die unberechtigterweise schon viel zu früh am Start erschienen waren und dadurch meinen Vormarsch in die erste Startreihe unterbunden hatten.
Als mein Rad wieder fahrtüchtig war, machte ich mich daran, die verlorenen Plätze wieder gutzumachen. Gelingen sollte es mir bis zum Ende des Tages leider nicht. Zwar war es ausnahmslos so, dass ich Leute einholte, überholte und hinter mir ließ, aber erst auf den letzten 20 km war ich wieder in einer Gruppe, die wirklich funktionierte und deren Teilnehmer sich ausgewogen der Führungsarbeit widmeten. Nach meinem Platten fuhr ich außerdem in der ständigen Sorge, dass mich ein weiterer Reifenschaden heimsuchen würde, sodass ich vollkommen angeschmiert mitten in der Pampa gestanden hätte. Wortwörtlich angeschmiert war ich schließlich, nachdem ich meine verklemmte Kette am letzten Anstieg zwischen Kassette und Speichen hatte herausfingern dürfen. Glücklicherweise ging nichts zu Bruch, sodass ich schnell wieder auf dem Rad saß.
Erfreulich waren die flüchtigen Bekanntschaften eines Holländers sowie eines Belgiers, die mich für jeweils einen Berg länger begleiteten. Ansonsten war ich meistens damit beschäftigt, alleine oder in der Führung fahrend eine weitere Gruppe einzuholen oder an einem Anstieg zur nächsten Gruppe aufzuschließen.
Zwei wirkliche Highlights der Strecke waren zweifellos die Verpflegungsstationen. Obwohl ich mein Frühstück zu Beginn beinahe ein zweites Mal hatte begrüßen dürfen, labte ich mich schon an der ersten Verpflegungsstation ausgiebig am dort angebotenen aromatischen Weichkäse. Schlagsahne hatten sie leider nicht im Angebot. Aber ich war den Veranstaltern wirklich sehr dankbar, dass sie auch an die Gourmets im Fahrerfeld gedacht hatten und nicht ausschließlich Energieriegel- und -gels anboten, die ich aber selbstverständlich auch konsumierte. Letztendlich waren meine Trikottaschen bei der Zieleinfahrt voller als am Start und die geschmackliche Vielfalt meines Energiegelangebots hatte sich erheblich verbessert.
Insgesamt war es ein bisschen schade, dass ich so früh im Tagesverlauf einen Platten beheben musste, denn die Beine waren nicht schlecht. So stand letzten Endes eine reine Fahrzeit von ziemlich genau sieben Stunden für 215 km Strecke mit 4200 Höhenmetern zu Buche. Fest steht, dass ich bei meinem nächsten Radmarathon nach Möglichkeit nicht so weit hinten starten werde, um von Anfang an in einer Gruppe unterwegs zu sein, die eher meinem Leistungsniveau entspricht.
Bei DD hingegen „lief es ganz gut“, sodass er nach einer Alleinfahrt von ungefähr 40 km vollkommen überlegen und ungefährdet den Sieg auf der „kurzen“ Distanz feiern konnte. Herzlichen Glückwunsch und ebenso vielen Dank für die Hin- und Rückfahrt! Großen Dank auch an BW und die anderen Forchis für die Organisation.
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