Der Himmel verdunkelt sich, die Wolken hängen tief und der Wind frischt merklich auf. Es riecht nach einem heftigen Schauer. Eine Flucht wäre zwecklos. Manchmal muss man sich den Elementen stellen. Oder stellen einen manchmal die Elemente?
Es geht los. Die ersten schweren Tropfen fallen. Eine willkommene Erfrischung an diesem schwülwarmen Tag. Der Regen wird stärker, es wird immer dunkler. Die Sichtweite sinkt auf unter hundert Meter und der kleine Schauer hat mittlerweile den Charakter eines Weltuntergangs. Schwere Tropfen trommeln auf meinen Rücken. Es erinnert mich an die Massagedüsen im Schwimmbad. Nur ist das Wasser etwas kühler. Mittlerweile steht das Wasser centimeterhoch auf der Straße. Das Unterrohr wird zum Resonanzkörper und verstärkt das Prasseln des Spritzwassers vom Vorderrad. Der Trommeln auf Rücken und Rad treibt mich an, peitscht mich nach vorne. Die entgegenkommenden Autos fahren mit Licht und schieben Bugwellen vor sich her, die sich an meinen Rädern brechen. Endlich wird das Schweißpolster meines Helms mal wieder gereinigt. Starkregen, 23°C – Frisur hält. Nur meine Sicht wird durch den Wasservorhang weiter eingeschränkt.
Mittlerweile geht es bergauf. War ich eben noch auf einer Fahrbahn unterwegs, erklimme ich nun das Bett eines Sturzbaches. In stoischer Manier setze ich meine Fahrt gegen den Strom fort. Bei jedem Tritt läuft Wasser aus meinen Schuhen. Am Rand stehen Autos mit Warnblinker. Die heftige Schwüle weicht nun frischer Kühle. Oben angekommen ziehe mir sämtliche Regenausrüstung an, die ich eingepackt habe – eine extraleichte Windweste. Sie wird mich auf der folgenden Abfahrt vor der Kühle schützen, daran habe ich keine Zweifel. Nicht ohne Freude stürze ich mich wieder in die Fluten und fahre weiter. Warum?
Weil die Dusche daheim heiß sein wird.